2023/02/25, Tag 239 (7m 24d),Teilstrecke: 68,0 km,Gesamtstrecke: 3.556,5 km

Auch heute schafften wir es, vor 7 Uhr auf den Rädern zu sitzen, was uns die Fahrt bei den hohen Nachmittagstemperaturen ersparte. Inzwischen haben wir keine Skrupel mehr, es den Indern gleichzutun und als Geisterfahrer unterwegs zu sein bis wir zu einer Durchfahrt in der die Richtungsfahrbahnen trennenden Barriere gelangen. Nur der Navigator ist offensichtlich mit den indischen Gebräuchen nicht vertraut und will uns stattdessen „Umwege“ fahren lassen. Dass die Polizei auch nur einen der unzähligen Geisterfahrer angehalten hätte, oder sich einer der sich regelkonform verhaltenden Verkehrsteilnehmer über die ihm Entgegenkommenden aufgeregt hätte, haben wir noch nicht beobachten können.

Bisher hatten wir uns darüber gefreut, dass der Highway auf vielen Teilstrecken bereits vierspurig ausgebaut ist. Jetzt haben wir wohl den Abschnitt erreicht, in dem intensiv gebaut wird. Auf etwa zwei Dritteln der heutigen Strecke ist eine der Richtungsfahrbahnen gesperrt, da sie von der neuen Fahrbahn überbaut wird. Der ohnehin recht dichte Verkehr muss sich daher mit der halben Fahrbahnbreite begnügen. Wir fühlen uns dennoch nicht unsicherer als vor etwa fünf Jahren. Möglicherweise liegt das daran, dass Fahrräder in Indien inzwischen fast vollständig durch Scooter ersetzt wurden und wir damit als unberechenbare Exoten mit Vorsicht behandelt werden. Vielleicht wird dieser von uns durchaus erwünschte Effekt noch dadurch verstärkt, dass wir uns mit unseren leuchtend orangeroten Shirts deutlich vom Aussehen der unauffällig gekleideten indischen Zweiradfahrern abheben und uns als Ausländer outen.

Karnataka haben wir inzwischen verlassen und mit der Stadt Kasaragod sind wir im Bundesstaat Kerala angekommen. Hier wollen wir einen Tag bleiben und von unserem Hotel im Zentrum dieser quirligen Stadt aus das indische Stadtleben auf uns wirken lassen.

Aufnahmedatum 23/02/2023