2023/12/16, Tag 533 (1a 5m 15d),
Teilstrecke: 65,9 km,
Gesamtstrecke: 8.354,2 km

Aus dem für gestern geplanten Ruhetag wurde nichts. Diez hatte nach dem Unfall in Indien am 19. November 2017 seine Fahrradtaschen ersetzen müssen. Die neuen Taschen waren im bewährten LKW-Planenmaterial nicht mehr zu haben. Stattdessen sind sie jetzt PVC-frei, CO₂-neutral hergestellt, unter fairen Bedingungen produziert und genügen wohl auch sämtlichen anderen Forderungen des grünen Zeitgeistes. Nur den Zweck, für den wir sie gekauft hatten, unsere Sachen vor Staub und Nässe zu schützen und das über einen angemessenen Zeitraum, erfüllen sie nicht. Zunächst versagten Schweißnähte. Der Hersteller konnte uns auf E-Mail-Nachfrage keinen Klebstoff nennen, mit dem wir die Taschen wieder hätten schließen können. Stattdessen hat man insgesamt drei Ersatztaschen an Diez‘ Schwester in Münster geliefert, obwohl die Garantie längst abgelaufen war. Mangelnde Kulanz lässt sich dem Hersteller nicht nachsagen. Da wir aktuell nicht einmal wissen, wo wir nach den nächsten beiden Tagen sind, könnten wir uns die Taschen nicht schicken lassen. Die nicht unkomplizierten Zollformalitäten, die bei einem Versand in oder aus der EU zu erledigen sind, wollen wir Diez‘ Schwester ohnehin nicht zuzumuten.

Während wir uns noch südlich von Bangkok aufhielten, hatte Diez wegen des unbeständigen Wetters die Taschen mehrmals mit Plastiktüten gegen Regen schützen müssen. Diese Sorge haben wir derzeit nicht. Es hat lange nicht mehr geregnet. Vor drei Tagen erschraken wir, als wir beim Abnehmen der Taschen feststellten, dass sich eine Naht der Tasche mit dem Werkzeug über etwa 20 cm geöffnet hatte. Glücklicherweise scheint nichts herausgefallen zu sein. Diesmal hatte sich – wie bei drei anderen Taschen – die Kunststoffbeschichtung vom Trägermaterial gelöst. Wir sind gespannt, was der Hersteller dazu zu sagen hat. Wir würden uns nicht wundern, wenn man uns mitteilen würde, das sei kein Mangel, sondern der Kunde müsse froh darüber sein, dass ein Material verwendet werde, das sich wie kompostierbare Müllbeutel umweltfreundlich selbst zersetzt.

Für die darauffolgende Etappe behalfen wir uns noch damit, dass wir die Fahrradtasche mit einer großen Plastiktüte auskleideten. Sie hinderte das Werkzeug am Herausfallen. Eine Lösung bis wir Ersatz für die Taschen haben, war das jedoch nicht. Daher nutzte Dagmar den gestrigen Tag, um über mehrere Stunden Nähte an den drei Taschen mit gewachstem Garn und viel Kraft per Hand zu schließen. Wasserdicht sind diese Nähte natürlich nicht mehr, doch wenigstens kann so der Tascheninhalt nicht unbemerkt verlorengehen.

Üblicherweise ist ein früher Aufbruch aus den Resorts kein Problem. Meist schläft eine Person in der Rezeption und kann das Pfand für den Schlüssel auszahlen, nachdem man sie geweckt hat. Heute jedoch war die Dame unterwegs, um einzukaufen. Am Telefon versicherte sie, in fünf Minuten zurück zu sein. Nachdem die Zeit deutlich überschritten war, wollte Diez nicht länger warten. Fünf asiatische Minuten sind ein unbestimmter Zeitraum. Sie können auch schon mal eine halbe deutsche Stunde dauern und solange wollten wir nicht warten, was für die Rezeptionistin wohl ein Glück war. So verzichteten wir auf das Schlüsselpfand von 100 thailändischen Bath, aktuell 2,63 €, und fuhren los.

Heute haben wir das Phetchabun-Gebirge überquert und haben damit den Isan erreicht. Sprache, die Ethnien der Bewohner und das Essen unterscheiden sich vom übrigen Land. Es wird mehr Fleisch gegessen und der mit Chili gewürzte Salat aus unreifen Papayas, der mit Klebreis (sticky rice) gegessen wird, ist typisch für den Nordosten Thailands. Bereits morgens um halb sieben rauchen überall am Straßenrand kleine Grills, auf denen ganze Hähnchen und Fleischspieße garen.

In Phetchabun ist der Highway vierspurig, in gutem Zustand und mit breitem Seitenstreifen. Das änderte sich, als wir in die Provinz Chaiyaphum kamen: Die Straße ist dort nur zweispurig, mit deutlich schlechterem Belag und ohne erkennbaren Seitenstreifen. Hätte mehr Verkehr geherrscht, wäre das auf der kurvenreichen und relativ steilen Strecke unangenehm gewesen.

Wir durchfuhren ein Naturschutzgebiet, sahen eine große Gruppe dickfelliger Affen, teilweise auf der Straße sitzend. Leider jedoch wieder keine Elefanten, vor denen Schilder am Straßenrand warnen. Es gibt nur wenige kleine Ansiedlungen in dem Gebiet und es dauerte lange, bis wir einen Supermarkt für die verdiente Kaffeepause fanden.

Aufnahmedatum 15/12/2023

Dagmar hat eine der sich auflösenden Taschen geflickt

Dagmar hat eine der sich auflösenden Taschen geflickt

Aufnahmedatum 16/12/2023


Unterkünfte

13.12.2023 15:49
13.12.2023 15:49
14.12.2023 13:52
14.12.2023 13:52
16.12.2023 13:20
16.12.2023 13:20
17.12.2023 15:39
17.12.2023 15:39