2022/10/09, Tag 100 (3m 8d),
Teilstrecke: 100,3 km,
Gesamtstrecke: 3.064,8 km

Wir brachen heute bei frischen 9 Grad auf. Unser Gastgeber schlief noch. Er schrieb uns später eine rührende E-Mail, dass wir von nun an Freunde in Bulgarien hätten. Soviel zur legendären bulgarischen Gastfreundschaft.

Nach 6 km und beinahe eingefrorenen Händen erreichten wir die erste längere Steigung. Selten haben wir uns auf das Klettern gefreut, das uns heute die willkommene Erwärmung brachte.

Wir durchfuhren eine unwirklich anmutende Landschaft mit goldgelben abgeernteten Feldern, die mit zwischen ihnen liegenden Büschen und Bäumen im morgendlichen Dunst wie gemalt aussah. Später sahen wir Felsblöcke unterschiedlicher Größe, die aus den Feldern und Wiesen herausragten. Von den Bergkuppen konnten wir weit ins Land sehen.

Nach knapp 30 km erreichten wir die bulgarisch-türkische Grenze, tranken noch einen Kaffee, den wir in der Türkei erst hätten bezahlen können, nachdem wir uns an einem Geldautomaten mit Türkischen Lira versorgt hätten. Von der Grenzstation sahen wir den entlang der Grenze verlaufenden Zaun. Es erinnert ein wenig an die ehemalige innerdeutsche Grenze. Der Zaun ist hoch, dicht und die Spuren der Kontrollfahrzeuge sind deutlich auf beiden Seiten des Zauns erkennbar.

Wir kamen beim Kaffee mit einem bulgarischen Fernfahrer ins Gespräch, der uns erklärte, dass die Abfertigung auf der bulgarischen Seite ca. neun Stunden dauert. Bei der Einreise aus der Türkei für die LKW hingegen etwa drei Tage. Das hinge mit der Uneinigkeit der jeweiligen Regierungen zusammen. Er lieferte auch eine Erklärung für den von uns an der Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien, d. h. an einer Inner-EU-Grenze, beobachteten LKW-Stau: Wegen Bestechung wäre nicht sichergestellt, dass aus der Türkei ausschließlich legal Waren nach Bulgarien kämen und daher sei Rumänien daran interessiert, illegale Einfuhren zu verhindern. Nicht nur die Wartezeiten sind für die Fahrer in Bulgarien und der Türkei unterschiedlich. Während sich auf türkischer Seite die LKW-Schlange mehr als 10 km hinzog und ihr Ende noch nicht abzusehen war, als wir abbiegen mussten, ergeht es den aus Bulgarien ausreisenden Fahrern besser. Ihnen wird ein großer TIR-Park mit guter Infrastruktur geboten. Sie erhalten bei Ankunft an der Grenze und Erklärung ihrer Ladung eine Abfertigungsnummer und werden, wenn die Prüfung der Papiere abgeschlossen ist, per SMS benachrichtigt, dass sie die Grenze passieren dürfen.

Wir fragten uns, wo die Politiker und sogenannten Umweltschützer sind. Hier wäre wirklich etwas Sinnvolles zum Klimaschutz, zur Förderung des Handels und für die Fahrer zu tun. Wahrscheinlich kann man sich jedoch an anderer Stelle medienwirksamer in Szene setzen.

Die nächsten 50 km auf einer kleineren Straße hatten es in sich. Die Straße ist deutlich schlechter, der Belag rauer und er forderte mehr Kraft beim Fahren. Es war wärmer als auf der bulgarischen Seite. Die Straße folgt sehr viel stärker als diejenigen höherer Kategorie den Geländewellen, sodass wir kaum ein ebenes Stück fuhren. Zudem waren Anstiege oft steil. Ungefähr 10 km vor unserem Ziel wurde es noch einmal anstrengend. Nach der Abfahrt mit 10 % Gefälle an einen Bach mussten wir auf der Gegenseite mit 8 % Steigung die eben abgefahrenen 100 m Höhe auf nur 2 km wieder bergauffahren.

Wie naturnah die durchfahrene Gegend ist, lässt das martialische Stachelhalsband des Hundes eines Schäfers erahnen. Die nach außen gerichteten, mehrere Zentimeter langen Metallstacheln des Halsbands dienen offensichtlich dem Schutz bei der Verteidigung der Schafsherde gegen Wölfe.

Gegen 17:30 Uhr erreichten wir unser vorgebuchtes Hotel. Der Besitzer hatte 20 Jahre in Berlin Dönerspieße produziert und wir konnten uns mit ihm auf Deutsch unterhalten. Im ersten auf türkischer Seite durchfahrenen Ort, in dem wir zwei Geldautomaten fanden, hatten wir versucht, an türkische Lira zu kommen. Beim Versuch blieb es, denn die Auszahlung wurde jeweils mit dem Hinweis verweigert, die deutsche Bank würde den Vorgang nicht legitimieren. Wir waren uns keiner Schuld bewusst und vertagten die Klärung auf die Zeit im Zielhotel. Ohne türkische SIM-Karte hätte der Anruf bei der Hotline unserer deutschen Bank selbst das nicht unbeträchtliche Guthaben beim deutschen Provider aufgezehrt, bevor wir noch mit einem kompetenten Gesprächspartner verbunden worden wären. Im Hotel hatten wir die Chance, mit Skype günstig über das Internet zu telefonieren. Von der Bankmitarbeiterin erfuhren wir, dass wir zwar Abhebungen und Zahlungen mit unserer Karte in den Grenzen Europas legitimiert hätten, das jedoch nicht für den europäischen Teil der Türkei gelte. Die Programmierer haben wohl in Erdkunde nicht aufgepasst und wissen nicht, wo Asien beginnt. Nachdem wir auch Transaktionen, die vom Gebiet Asiens angestoßen werden, freigeschaltet hatten und unser Hotel per Karte bezahlen konnten, suchten wir hoffnungsvoll den nächsten ATM in der Stadt auf. Zunächst verlief der Abhebevorgang wie gewohnt. Die Karte wurde ausgegeben, wir wurden aufgefordert, das Geld zu entnehmen und unter dem Ausgabeschacht blinkte die LED-Leiste … jetzt hätte sich eigentlich der Geldausgabeschacht öffnen müssen, damit wir das Geld hätten entnehmen können. Stattdessen ging der ATM nach Auswurf eines Belegs, dem zu entnehmen ist, wir hätten die geforderten 5.000 Lira erhalten, in Störung. Da es bereits 21:00 Uhr war, bleiben die Bankmitarbeiter bis Morgen noch vor unserer Beschwerde verschont. Der nächste ATM verhielt sich kooperativer und händigte uns den gewünschten Betrag aus, was uns ermöglichte, Essen zu gehen.

Aufnahmedatum 09/10/2022

Noch sind die Schatten lang und die Sonne wärmt noch nicht

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Wir sind in der Türkei und sehen die LKW, die ca. drei Tage im Rückstau der Grenze gestanden haben

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Der entlang der Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei verlaufende Grenzzaun

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Das ist noch lange nicht das Ende der LKW-Schlange

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Wir fuhren meist auf einer untergeordneten Straße mit rauem Belag und wenig Verkehr

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Wie ein silbernes Band leuchtet die Straße in der Abendsonne

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Unterkünfte

29.09.2022 10:49
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08.10.2022 17:35
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10.10.2022 11:39
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13.10.2022 17:10
13.10.2022 17:10