Am Ende hatten wir uns von drei Stellen etliche, möglichst große Kartons zum Verpacken unserer Fahrräder besorgt. Aus dieser Sammlung wählten wir diejenigen, die mit dem geringsten Aufwand auf Maße gebracht werden konnten, die für die demontierten Fahrräder gerade ausreichten. Wie sinnvoll es auch diesmal war, keinen Platz durch zu üppig dimensionierte Boxen zu verschenken, zeigte sich erst, als online das Sportgepäck hinzugebucht werden sollte. Während wir nach den allgemein zugänglichen Informationen der Fluglinie noch davon ausgehen durften, dass selbst ein nicht demontiertes Fahrrad transportiert worden wäre, wurden wir während des Buchungsvorgangs darüber informiert, dass zwar eine großzügige Länge, mit 30 Inch (76,2 cm) jedoch nur eine Höhe/Breite akzeptiert wird, die wir vollständig ausnutzen mussten. In der Vergangenheit hatten wir nur Flüge, auf denen entweder das Gewicht oder die Anzahl der Teile des Freigepäcks begrenzt waren. Diesmal hätten wir zusätzlich zum Übergewicht auch für jedes die beiden Freigepäck-Teile übersteigende Gepäckstück zahlen müssen. Daher bastelten wir – wie bereits für unseren Flug von Australien nach Deutschland – wieder zwei Kartons, die die definierten Maximalmaße bei maximalem Volumen ausschöpften. Das genügte, um alle Sachen zu verstauen. Wir mussten sogar aufpassen, dass keine der Boxen die maximal zulässige Gewichtsgrenze von 32 kg überschritten.
Von Uma und ihrer Familie verabschiedeten wir uns und uns wurde angeboten, in einem leerstehenden Erdgeschoss ihres Hauses jederzeit übernachten zu können, wenn wir wieder nach Chennai kämen – ein Angebot, dass wir von unseren Freunden nicht erwartet hatten, auch wenn wir sie bereits als überaus freundlich und hilfsbereit kennengelernt hatten. Auch der Abschied von etlichen weiteren Menschen in den von uns besuchten Restaurants und Geschäften sowie von denjenigen, die wir regelmäßig auf unseren Wegen durch das Viertel trafen, fiel uns nicht leicht. Bewegend war auch der Abschied von der Mannschaft des Hotels: Der Hotelbesitzer überreichte uns in Anwesenheit der Angestellten als Geschenk Taschen. Dagmar bekam eine bunte Einkaufs-, Diez eine Laptoptasche.
Am Montag, den 17. Juli, verließen wir um 23:00 Uhr nach drei entspannten Monaten unser inzwischen sehr vertrautes Hotel in Chennai. Der Hotelmanager hatte ein ausreichend großes Taxi organisiert. Waren die Kartons mit unseren Fahrrädern in Kolkata noch mit einer Lasten-Fahrradrikscha vom Hotel zum Flughafen transportiert worden, fanden sie diesmal auf dem Dachgepäckträger eines SUV Platz (man kann feststellen, dass sich Indien entwickelt). So etwas ahnend, hatten wir die Kartons mit ausreichend Frischhaltefolie umwickelt. Zwar blieb es diesmal trocken, doch hätte einer der in der letzten Zeit immer wieder meist abends und in der Nacht auftretenden Regengüssen ungeschützte Kartons vollständig aufgeweicht und ob sie dann hätten aufgegeben werden können, bezweifeln wir. Wir wollten die Boxen durch die Folie auch vor etwaigem Niederschlag beim Be- und Entladevorgang auf den Flughäfen schützen.
Obwohl wir den Flughafen lange vor unserem Abflug erreichten, konnten wir am noch leeren Schalter sofort das gesamte Gepäck aufgeben und einchecken, was wegen der ungewöhnlichen Fracht auch diesmal etwas länger dauerte, da man sich wieder erst intern erkundigen musste, ob z. B. weitere Kosten anfallen. Während der Sicherheitskontrolle fragte die kontrollierende Dame Dagmar, nachdem der Metalldetektor wegen Dagmars künstlichen Hüftgelenken angesprochen hatte, wo sie operiert wurde und ob sie mit dem Ergebnis zufrieden sei. Außerdem bekundete sie Bewunderung für Dagmars blaue Augen, die in diesem Teil der Welt sehr ungewöhnlich sind.
Einen Fahrradnavigator hatte man bei der Sicherheitskontrolle offensichtlich noch nicht gesehen, denn der Garmin erregte starkes Aufsehen. Man hielt ihn zunächst für eines der in Indien verbotenen Satellitentelefone. Erst eine Recherche im Internet und die Demonstration und ausführliche Erläuterung gegenüber einer Vorgesetzten konnten die zahlreichen umstehenden Kontrolleure von der Ungefährlichkeit des Gerätes überzeugen. Vielleicht um zu demonstrieren, dass man dennoch etwas finden konnte, mussten wir uns von vier älteren wiederaufladbaren Akkumulatoren trennen, da wir angeblich zu viele mitführten. Dennoch wollen wir uns über die sorgfältige Kontrolle nicht beschweren, wir hatten bereits solche erlebt, die diese Bezeichnung nicht verdienten und stets ein etwas ungutes Gefühl zurückließen. Bis zum Boarding konnten wir uns in der Nähe des Gates noch etwas auszuruhen.
Pünktlich um 3:40 Uhr startete unser Flug mit IndiGo. Es gibt bei dieser Budget-Airline kein Entertainment-Programm. Dessen Nutzung in Flugzeugen anderer Airlines durch Fluggäste empfinden wir besonders während der Nacht ohnehin als eher störend. Auch sonst ist der Service in der günstigen Klasse eingeschränkt. Der teurere Tarif beinhaltet hingegen jeweils zehn Kilogramm zusätzliches Freigepäck. Dabei liegt der Mehrpreis für diese Klasse unter den Kosten, die wir in der günstigeren Klasse zusätzlich für das Übergepäck ohnehin hätten zahlen müssen. Zu den Privilegien der von uns daher gebuchten besseren Klasse gehörte neben der bevorzugten Abfertigung die vorrangige Herausgabe des Gepäcks am Ankunftsflughafen, unbeschränkte Sitzplatzwahl sowie die Verpflegung mit Essen und Trinken während des Fluges. Der Flug war nicht ausgebucht und nur wenige Gäste bekamen Essen. Der Service war daher schnell erledigt und wir kamen immerhin zu etwa zwei Stunden Schlaf.
Durch die Zeitverschiebung landeten wir nach 4:20 Stunden pünktlich um 10:30 Uhr im trüben, wolkenverhangenen Singapur. Nach der hier unkomplizierten und weitgehend automatisierten Einreise nahmen wir unser Gepäck vollständig in Empfang. Automaten scannen die Lichtbildseite des Reisepasses und man wird vom Automaten aufgefordert, seinen Fingerabdruck durch Auflegen auf einen Scanner abnehmen zu lassen. Alles erfolgt vollautomatisch. Auf einen Visums-Stempel im Pass wird ebenfalls verzichtet. Die Arrival-Card hatten wir bereits online in unserem Hotel ausgefüllt.
Anschließend mussten wir ein Taxi organisieren, das uns zum vorgebuchten Hotel im benachbarten malaysischen Johor Bahru bringen sollte. Vor unserem Flug von Singapur nach Australien hatte uns das auch diesmal gebuchte Hotel ein Taxi organisiert, das uns von dort zum Flughafen in Singapur brachte. Wie damals haben nur wenige Taxis eine Lizenz für den grenzüberschreitenden Transport. Erschwerend kommt hinzu, dass von denen wiederum nur wenige unser sperriges Gepäck befördern können. Ist der Wagen größer als ein Sechssitzer, müssen an der Grenze alle Insassen das Fahrzeug verlassen. Sie müssen dann ihr gesamtes Gepäck durch die Aus- und Einreisekontrollen bringen und können das Fahrzeug erst anschließend wieder besteigen. Eine Prozedur, die wir uns gerne ersparen wollten. Am normalen Taxistand des Flughafens teilte man uns erwartungsgemäß mit, dass dort nur Fahrten innerhalb Singapurs vermittelt werden, wir sollten uns an einen Stand wenden, der auch das Nachbarland versorgt. Da sah man sich außerstande, uns ein ausreichend großes Taxi zu besorgen, wir sollten uns an einen Informationsschalter wenden. Nach einigen Telefonaten hatte man dort ein Taxi gefunden, was uns zum Hotel bringen wollte. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Wagen zu klein war, um zusätzlich zum Gepäck auch beide Passagiere zu befördern. Wieder bei der Information, wieder Telefonate, schließlich die enttäuschende Information, dass sich kein Taxi finden ließe und wir versuchen sollten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum von Singapur zu gelangen, um dort den Weitertransport ins benachbarte Johor Bahru zu organisieren – angesichts der schweren und sperrigen Kartons keine schöne Vorstellung. Auch unser Hotel sah sich außerstande, uns ein Taxi zu besorgen, wie wir telefonisch erfuhren. Wir unterhielten uns über weitere Optionen, es z. B. mit Uber oder Grab zu versuchen, als uns ein Mann ansprach, der mitbekommen hatte, dass wir eine Lösung für unser Transportproblem suchten. Er bot uns an zu versuchen, uns und unser Gepäck in seinem Sechssitzer zu unserem Hotel zu bringen. Der Preis für die Leistung, nach dem wir uns vorsorglich sofort erkundigten, lag nur unbedeutend über dem für Südostasien ohnehin relativ hohen Wert, der uns von der Information für die Taxifahrt genannt worden war. Also willigten wir ein und es zeigte sich, dass der Wagen ausreichend Platz bot. Zu einer anderen Tageszeit hätten wir durchaus mit einem uns mindestens zwei Stunden kostenden Stau an der Grenze rechnen müssen. Gegen Mittag hielt sich die Wartezeit jedoch in Grenzen und wir erreichten nach etwa 42 km unser über ein Buchungsportal vorgebuchtes Hotel. Zwar wäre der Transport zu einem Hotel in Singapur günstiger gewesen, doch wäre der Kostenvorteil durch die dort wesentlich höheren Hotelpreise schnell aufgezehrt worden.
Die noch verpackten Räder können wir bis zum Zusammenbau in einem Raum hinter der Rezeption lagern. Nach dem Einchecken gingen wir erst einmal zum Essen. In Malaysia ist, nicht nur was das Essen betrifft, der chinesische Einfluss deutlich zu spüren. In den 1860er Jahren hatte es eine chinesische Einwanderungswelle gegeben. Unsere erste Mahlzeit hier war folglich eine reichhaltige, typisch chinesische Fischsuppe. Nach dem Essen mit den Fingern vom Bananenblatt in Indien sind jetzt wieder unsere Fertigkeiten mit Stäbchen gefragt.
Nach einer Dusche konnten wir anschließend endlich den Schlaf nachholen, der uns fehlte. Nach etwa zwölf Stunden erholsamen Schlafs, hier ohne Tempelgetrommel und -beschallung, fühlten wir uns deutlich besser. Unsere beiden großen Kartons waren schnell ausgepackt und zu Diez‘ Freude fanden wir ein von Indern aus Tamil Nadu, dem Staat, in dem wir uns zuletzt in Indien aufgehalten hatten, geführtes Lokal, das indische Gerichte anbietet. Im Anschluss besuchten wir ein riesiges Einkaufszentrum. Dort besorgten wir uns die SIM-Karte, ohne die man in Asien so hilflos ist, wie ohne Geld oder Pass und neue Kontaktlinsen für Dagmar. In solchen Einrichtungen fällt der Unterschied zu Indien sofort ins Auge: Trotz der moslemischen Prägung des Landes ist man sehr westlich orientiert. Alles ist großzügig, hell, sauber und aufgeräumt. In Indien ist man diesbezüglich noch deutlich entspannter. Dass der Unterschied zu Indien in Singapur hinsichtlich Disziplin und Sauberkeit noch deutlicher ist, kannten wir bereits von vorhergehenden Reisen. Selbst gegenüber Deutschland, das sich eher in eine negative Richtung entwickelt, ist es in Singapur deutlich sauberer und disziplinierter. Wenn es in Singapur nur nicht so oft regnen würde und nicht so teuer wäre … Im zwar gegenüber z. B. Vietnam teureren Malaysia sind wir ganz zufrieden und freuen uns bereits auf die Weiterfahrt in ein paar Tagen.
Aufnahmedatum 02/07/2023
Aufnahmedatum 08/07/2023
Aufnahmedatum 14/07/2023
Aufnahmedatum 15/07/2023
Aufnahmedatum 16/07/2023
Aufnahmedatum 17/07/2023
Wer den Teig für Idlis nicht zuhause vorbereiten will, kauft ihn in solchen Läden Wo?Nach Rechtsklick
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Der Maschinenpark Wo?Nach Rechtsklick
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Hier kann man seine Wäsche bügeln lassen, mit einem von Holzkohlen beheizten Bügeleisen Wo?Nach Rechtsklick
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Hier gibt es den besten Kaffee des Viertels Wo?Nach Rechtsklick
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Zum Abschied gab es nochmals Thali, pro Portion etwa 1,10 €
Aufnahmedatum 18/07/2023
Aufnahmedatum 19/07/2023
Auch in Malaysia konnte Diez einem indischen Biryani nicht widerstehen
Zu unserer Freude ist Durian-Saison, es gibt sogar Durianeis
Der Food-Court im Untergeschoss eines riesigen Einkaufszentrums